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Items Of The Week – Haeuten

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“Mein Körper ist eine gnadenlose Topie. Und wenn ich nun das Glück hätte, mit ihm wie mit einem Schatten zu leben? Wie mit alltäglichen Dingen, die ich gar nicht mehr wahrnehme, weil das Leben sie hat eintönig werden lassen? Wie mit den Schornsteinen und Dächern, die sich abends vor meinem Fenster aneinander reihen? Aber jeden Morgen dieselbe Erscheinung, dieselbe Verletzung. […] In dieser Haut muss ich dahinvegetieren. Mein Körper ist der Ort, von dem es kein Entrinnen gibt, an den ich verdammt bin.” (Michel Foucault, Der utopische Körper)

Auch wenn die Postmodernisten wie Foucault, Derrida oder Baudrillard das Ich als ein heterogenes Konstrukt von Zitaten beschrieben, entkamen sie doch nicht dem Körper, der Haut, in der sie wohnten. Im gleichnamigen Film vom spanischen Regisseur Pedro Almodóvar will der Schönheitschirurg Robert Ledgard eine künstliche Haut schaffen, die den Menschen vor allen Einflüssen schützt. Gespielt von Antonio Banderas verkörpert Ledgard den Wahnsinn des modernen Schönheitskults. Der große Melodramatiker Almodóvar legt mit Die Haut, in der ich wohne einen Thriller vor, der versucht die Demarkationslinie zwischen Innen und Außen neu zu definieren und zeigt dabei den Menschen in seiner schönen Schaurigkeit, dem Bösen. (02)

Ein weiterer Befund des Postmodernismus war, dass sich Gesellschaften nicht mehr politisch steuern, sondern nur noch ästhetisch ertragen ließen. Das Victoria & Albert Museum in London widmet diesem Ansatz der totalen Distanz zum Gelebten nun die Ausstellung Postmodernism – Style and Subversion 1970-1990. Gezeigt werden das maternity dress für Grace Jones, die Möbelstücke von Ettore Sottsass oder Zeichnungen und Baupläne postmoderner Architektur wie dem AT&T-Gebäude von Philip Johnson. (06)

Im Gegensatz zur Londoner Schau zeigt das Berliner Bode Museum in der Ausstellung Gesichter der Renaissance eine Epoche, in der sich das Ich vom gleichmachenden Ästhetizismus der höfischen Malerei erfolgreich emanzipiert hatte und die Distanz zum Dargestellten eindrucksvoll aufgegeben wurde. Schlängeln sich auch draußen die Menschenmassen, der Eintritt in die geschwärzten Räumlichkeiten lohnt sich, die Gemälde Botticellis, Da Vincis Dame mit Hermelin und beeindruckende Skulpturen lassen alle Stehstunden zwischen kulturmasochistischen Rentnern vergessen. (07) 

haeuten1 Items Of The Week   Haeuten

Die Hauptfigur in Judith Schalanskys Bildungsroman Der Hals der Giraffe wäre dem Rentenalter am liebsten schon näher und ist getrieben von Verbissenheit. Die Biologie-Lehrerin Inge Lohmark unterrichtet am Charles-Darwin-Gymnasium in der Nähe Greifswalds und den ganzen Roman über folgt der Leser ihren ewigen Hasstiraden im Inneren Monolog. Nach Lohmark hat im Überlebenskampf nur der eine Chance, der sich den Verhältnissen anpasst, wie auch sie es getan hat, in der DDR und in der Zeit danach. Und so schreibt Schalansky im Biologie-Jargon einen spröden Roman über die drängende Frage nach der Verantwortung des Einzelnen. (05)

Husk hat nichts zu verlieren. Vinzenz Hölzl und Trey Taylor wollen mit dem Modemagazin neue Kontexte schaffen. Ihre Arbeit beschreiben sie als Neuordnung gelernter Verhaltensweisen und tradierter Geschmäcker. In der zweiten Ausgabe fordern sie mit Editorials von Jonas Lindström, Hanna Putz, Willem Jaspert oder Rosa Rendl zu einem Neusehen zeitgenössischer Modefotografie, analysieren mit Experten wie UDK-Modeprofessor Stephan Schneider oder Xerxes Cook vom I-Pad-Magazin Post die Zukunft der Mode und zollen Raf Simons Tribut in sieben Kapiteln. (08)

Für die Isländerin Sóley Stefánsdóttir scheint der Mensch nur eine weiteres Geschöpf im Kreis der Tiere und Fabelwesen. “And then I took all your birds/ And I ate them by the fire/ And then me and your smashed birds we danced all night/ And in the morning I climbed your tree and flew away.” Ihre Musik streift vorsichtig die Haut, flieht geheimnisvoll ins Nichts. (03)

Mit den neuen Schnürstiefeln von Missoni kann man die Verfolgung aufnehmen (01) und unter der wetterfesten Montur schmiegt sich das Unterkleid von Carine Gilson wie eine zweite Haut (04).


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